OGS: „Wut und Frustration bei den Beschäftigten“

Paderborn/Düsseldorf (cpd). Die seit Jahren beklagte schlechte Ausstattung der Offenen Ganztagsschulen (OGS) in NRW rächt sich in Corona-Zeiten. „Wut und Frustration bei den Beschäftigten vor Ort“ seien verständlich, schreibt der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Caritas in NRW“. Schon vor der Pandemie sei der Bereich „chronisch unterfinanziert und personell am Limit gewesen“, so Lüttig. Das System OGS, wie es 2003 aus der Taufe gehoben wurde, sei todkrank und das nicht erst seit Corona.

Die Caritas kritisiert fehlende Standards bei Personalausstattung, Personalqualifikation und Gruppengröße. Derzeit werde ein OGS-Platz durchschnittlich mit 1770 Euro pro Jahr finanziert, die tatsächlichen Kosten lägen nach Berechnungen der Freien Wohlfahrtspflege bei rund 3400 Euro. Mit Corona müsse bei begrenzten personellen Ressourcen zusätzlich für Desinfektionen, Dokumentation von Gruppenzusammensetzungen, Vermeidung von Gruppendurchmischungen, veränderte Raumkonzepte und Anpassungen bei der Essensausgabe gesorgt werden. „Manche OGS konnte nur noch garantieren, dass die Kinder einigermaßen beaufsichtigt werden: Die Beschäftigten können nicht mehr“, schreibt Lüttig. Fatale Auswirkungen habe das vor allem bei Kindern mit erhöhtem Förderbedarf und Kindern aus problematischen Familienverhältnissen.

Das Helferprogramm des Landes zur Abfederung des coronabedingten Mehraufwandes sei zwar begrüßenswert. „Doch diese befristete Entlastung aufgrund einer besonderen Notlage ändert nichts an dem Gefühl der Marginalisierung, das sich über viele Jahre aufgebaut hat“, kritisiert Lüttig. Er fordert mehr politischen Willen, mit der OGS die Lücke zwischen Schule und überforderten Elternhäusern zu schließen.