Bonifatiuswerk-Praktikantin aus Paderborn über ihre Corona-Erfahrungen in Schweden.
„Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist während dieser Zeit deutlich gestiegen. Dies gibt allen neue Kraft und Mut in diesen unsicheren Zeiten“, sagt Friederike Meschede, die zurzeit ihr „Praktikum im Norden“ des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken im schwedischen Vadstena verbringt. Im Birgittenkloster hilft sie den Schwestern normalerweise im Gästehaus, das direkt an das Kloster angesiedelt ist. Doch Anfang März wurde es wegen der Corona-Pandemie und zum Schutz der meist älteren Schwestern auf unbestimmte Zeit geschlossen.
„Das heißt für meine Mitpraktikantin und mich, dass unser Arbeitsalltag nun hauptsächlich aus Frühjahrsputz, Kochen, Backen, Einkaufen und kleinen Renovierungsarbeiten besteht“, erklärt die Paderbornerin.
Tiefere Einschnitte in ihrem täglichen Leben im Kloster spüre sie bei ihrer Freizeitgestaltung, doch zum Schutz der Ordensschwestern verzichte sie gerne darauf. „Dafür haben wir eine neue Freizeitbeschäftigung für uns entdeckt. Aus zwei Tischen und einem selbstgenähten Netz haben wir kurzerhand eine Tischtennisplatte improvisiert, die nun von den Schwestern und uns mit viel Begeisterung genutzt wird.“
Improvisiert werde auch bei den Gottesdiensten, die unter Einhaltung der Vorschriften jetzt im Freien gefeiert würden. Seit Ostersonntag gäbe es zur Freude der Gemeindemitglieder Outdoor-Wortgottesdienste im Garten des Gästehauses. Außerdem werde in täglichen Gebeten an alle an Corona Erkrankten gedacht und den Menschen gedankt, die sich in ihren Berufen für andere einsetzten.
Im Vergleich zu Deutschland habe die unterschiedliche Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus in Schweden Friederike Meschede anfangs eher verunsichert. „Durch die deutschen Medien und Maßnahmen bekam ich den Eindruck, dass Schweden die Krise nicht ernst nimmt. Mittlerweile habe ich aber gelernt, der schwedischen Regierung zu vertrauen.“
Aktuell gibt es in Schweden ein Versammlungsverbot ab 50 Personen. Universitäten und Gymnasien ab der zehnten Klasse wurden auf Fernunterricht umgestellt und von touristischen Reisen wird dringend abgeraten. Für geöffnete Cafés, Läden und Restaurants gibt es strenge Hygieneauflagen. Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen sollen gezielt isoliert werden und sind zu ihrem eigenen Schutz aufgefordert, zu Hause zu bleiben.
„Hier in der Ortschaft Vadstena mit rund 6.000 Einwohnern ist die Lage noch entspannt. Das Virus und seine Auswirkungen sind bisher kaum wahrnehmbar. Durch die wenigen Maßnahmen gibt es nur wenige Veränderungen und die Gefahr ist für viele kaum fassbar. Lediglich Abstandsmarkierungen im Supermarkt und Schilder mit Hygieneregeln in den Geschäften stellen eine sichtbare Veränderung dar. Ich bemerke aber, dass im Supermarkt und auf der Straße in vielen Fällen der empfohlene Sicherheitsabstand eingehalten wird“, berichtet die Abiturientin.
So weit weg von der eigenen Paderborner Heimat zu sein, gehe auch mit Sorgen der Eltern von Friederike Meschede einher. „Aber sie vertrauen mir, unterstützen mich in meiner Entscheidung, in Schweden zu bleiben.“ Für Friederike selbst sei es gut zu wissen, dass sie jederzeit zu Hause willkommen sei.
„Wir sind dankbar, dass viele unserer Praktikanten in dieser herausfordernden Zeit sich für ihren Einsatz in den jeweiligen Einrichtungen in Nordeuropa entschieden haben. Alle Praktikanten haben zu Anfang der Corona-Pandemie vom Bonifatiuswerk die Möglichkeit bekommen, ihr Praktikum frühzeitig zu beenden. Dieses Engagement von den jungen Menschen nun zu sehen, freut uns umso mehr und zeigt, wie gelebte Solidarität über den Tellerrand hinaus aussehen kann. Ebenso dankbar sind wir für die Begleitung der Praktikanten vor Ort“, erklärt der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen.
Das “Praktikum im Norden”
Das “Praktikum im Norden” ermöglicht jährlich rund 20 jungen Menschen einen Aufenthalt in Nordeuropa und dem Baltikum, um ihnen unmittelbare Einblicke in das kirchliche Leben in der Diaspora zu bieten. Es ist ein Kooperationsprogramm zwischen dem Bonifatiuswerk und dem Newman Institut im schwedischen Uppsala. Finanzielle Unterstützung erhält es vom Erzbistum Paderborn.
Foto: Friederike Meschede