Konjunkturausblick: Deutschland, Eurozone und globale Wirtschaft im Fokus

Konjunkturausblick

Die wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und der Eurozone zeigen gemischte Signale. Während Inflationsraten stagnieren, bleibt der Arbeitsmarkt stabil, jedoch mit Unsicherheiten. Weltweit sorgen Handelskonflikte und Zollpolitik für zusätzliche Belastungen. Eine Zusammenfassung der aktuellen Lage.

Deutschland: Wirtschaftspolitische Weichenstellungen und verhaltene Konjunktur

Nach der Bundestagswahl nehmen CDU/CSU und SPD Sondierungsgespräche für eine mögliche Regierungskoalition auf. Angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen könnte der Koalitionsvertrag zügig verhandelt werden. CDU-Chef Friedrich Merz strebt an, dass die neue Regierung bis Ostern im Amt ist.

Auf der konjunkturellen Seite bleibt die Lage angespannt: Im Februar verharrte die jährliche Verbraucherpreisinflation bei 2,3%, während die Preise im Monatsvergleich um 0,4% stiegen. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel sank leicht auf 2,6%. Der Arbeitsmarkt zeigte sich stabil, die Arbeitslosenquote lag bei 6,2%. Allerdings deuten Frühindikatoren wie die ifo- und IAB-Berichte auf eine mögliche Verschlechterung in den kommenden Monaten hin. Dies könnte die Konsumfreude weiter dämpfen. Bereits im März verschlechterte sich das Konsumklima laut GfK-Prognose auf -24,7 Punkte. Auch der Einzelhandel verzeichnete im Januar nur ein geringes Wachstum von 0,2%.

Die Erwartungen für das Gesamtjahr 2025 sind gedämpft. Mit einem leichten Konjunkturanstieg wird gerechnet, jedoch bremsen Arbeitsplatzsorgen und ein schwaches Konsumklima die Erholung. Zudem droht durch verschärfte Handelskonflikte, insbesondere im Zollbereich, weiterer Gegenwind für die deutsche Wirtschaft. Expansive Maßnahmen der neuen Regierung könnten das Wirtschaftswachstum frühestens 2026 spürbar beeinflussen.

Eurozone: Gedämpfter Optimismus und Herausforderungen durch US-Zölle

In der Eurozone fiel das Tariflohnwachstum im vierten Quartal auf 4,1%, nach 5,4% im Vorquartal. Das Konsumklima verharrte auf einem schwachen Niveau von -13,6 Punkten. Zwar zeigt sich die Industrie weniger pessimistisch, doch die Dienstleistungsbranche sieht ihre Lage zunehmend kritisch.

Für Februar erwarten Ökonomen einen leichten Rückgang der Inflationsrate auf 2,3%, während die Kerninflation ebenfalls leicht auf 2,6% zurückgehen dürfte. Die Arbeitslosenrate bleibt stabil bei 6,3%, und die Einzelhandelsumsätze stagnieren. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet die Eurozone mit einem schwachen Wachstum von 0,8%, kaum höher als die 0,7% aus 2024.

Der Ausblick bleibt unsicher, vor allem durch die Ankündigung höherer Zölle durch die USA. Diese betreffen insbesondere Exporte aus der EU, die fast 20% der Gesamtausfuhren ausmachen. Dies könnte den ohnehin langsamen Konsumanstieg weiter bremsen.

EZB und die Zinsentwicklung

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich am Donnerstag ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 2,5% senken, um die Inflation in Richtung der angestrebten 2%-Marke zu drücken. Es wird erwartet, dass die EZB die Zinsen bis Ende des Jahres schrittweise auf 1,5% absenken könnte. Dies wäre deutlich unter dem neutralen Zinsbereich, der zwischen 1,75% und 2,25% liegt.

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Handelspolitik der USA. Diese könnte sowohl auf Inflation als auch auf das Wachstum der Eurozone negative Auswirkungen haben.

USA: Neue Zölle und wirtschaftliche Unsicherheit

Die US-Regierung hat angekündigt, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte um 25% anzuheben. Präsident Trump hat zudem verlauten lassen, dass ähnliche Zölle auch gegenüber der EU in Kraft treten könnten. Dies könnte weitere Spannungen im internationalen Handel auslösen.

Das Konsumklima in den USA zeigte sich im Februar schwach. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung übertrafen mit 242.000 die Erwartungen. Das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal wurde mit 2,3% bestätigt, jedoch bleibt die Inflationsrate mit 2,5% weiterhin über dem Ziel der US-Notenbank (Fed).

Die Fed könnte aufgrund der angespannten Lage an den Finanzmärkten bis Jahresende die Zinsen lockern. Aktuell wird erwartet, dass die erste Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juni erfolgt.

China: Erwartungen an den Volkskongress und Reaktionen auf Zölle

Am Mittwoch beginnt in China der Nationale Volkskongress, auf dem unter anderem ein neues Wachstumsziel von 5% für das laufende Jahr festgelegt werden könnte. Angesichts der verschärften Handelsbedingungen durch die USA dürfte China erneut Gegenmaßnahmen beschließen.

Um die wirtschaftlichen Folgen der Zölle abzufedern, plant die chinesische Regierung zusätzliche expansive fiskalische Maßnahmen.

Volkswirts Sebastian Becker (Deutsche Bank Research):

„Die Gesamtinflationsrate ist im Februar wie erwartet unverändert geblieben. Positiv ist, dass die Kerninflation deutlich stärker als gedacht nachgegeben hat.
Wir erwarten, dass sich die Kerninflation angesichts des nachlassenden Lohnwachstums und der mauen Konjunktur weiter abschwächen dürfte. Im Jahresmittel 2025 könnte sie unserer Schätzung nach bei rund 2,5% landen, nach noch mehr als 3% im Vorjahr.
Der von uns erwartete Rückgang bei der Kernrate setzt aber ganz entscheidend voraus, dass sich die hartnäckige Dienstleistungsinflation demnächst noch sichtbarer zurückbildet. Und genau hier gibt leider einen Wehrmutstropfen bei den heutigen Februar-Zahlen. Denn die Dienstleistungspreisinflation ist insgesamt weniger stark als von uns erwartet zurückgegangen. Der überraschend deutliche Rückgang der Kernrate ist somit zu einem großen Teil auf einen nachlassenden Preisauftrieb für Industriegüter zurückzuführen.“

Datenquelle: Deutsche Bank