Stimmungslage in Deutschland: Hoffnung auf Besserung trifft auf wachsende Kriegsangst

Deutschland

Hamburg. Während sich nach der Bundestagswahl eine neue Regierung formiert, zeigen sich die Deutschen in Teilen wieder hoffnungsvoller hinsichtlich der Entwicklung ihres Landes. Gleichzeitig wächst jedoch die Sorge vor militärischen Konflikten – nicht zuletzt durch die angespannte weltpolitische Lage und das Verhalten von US-Präsident Donald Trump im Ukraine-Konflikt. Das geht aus der aktuellen „What Worries the World“-Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor.

Demnach glauben aktuell 21 Prozent der Bundesbürger, dass sich Deutschland in die richtige Richtung entwickelt – ein Anstieg um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat. Damit erholt sich die Stimmung leicht von einem bisherigen Tiefstand. Trotzdem bleibt Deutschland im weltweiten Vergleich eines der pessimistischsten Länder – nur in Südkorea, Frankreich und Peru ist der Blick auf die nationale Entwicklung noch negativer.

Kritik an wirtschaftlicher Lage hält an

Trotz der vorsichtigen Aufbruchsstimmung sehen die Deutschen die wirtschaftliche Lage weiterhin kritisch: 74 Prozent bezeichnen sie als schlecht. Zwar bedeutet dies einen minimalen Rückgang um einen Prozentpunkt, doch insgesamt bleibt das Vertrauen in die ökonomische Entwicklung fragil.

Kriegssorgen nehmen rasant zu

Besonders deutlich zeigt sich die Veränderung in der gestiegenen Angst vor militärischen Auseinandersetzungen. In Deutschland stieg dieser Wert um ganze 11 Prozentpunkte auf 27 Prozent. Auslöser ist unter anderem die Eskalation zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, die öffentlich ausgetragen wurde. Auch in anderen europäischen Ländern wie Schweden, Polen oder den Niederlanden ist die Kriegsangst spürbar gestiegen.

„Die Präsidentschaft von Donald Trump wird mit Unsicherheit und Polarisierung in Verbindung gebracht“, erklärt Laura Wolfs von Ipsos. Der offen zur Schau gestellte politische Konflikt habe das Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung weiter befeuert. In der Ipsos-Online-Community äußerte sich eine Teilnehmerin besorgt: „Dieses Jahr habe ich vor allem Angst vor Kriegen, vor allem weil in den USA nun Donald Trump an der Macht ist.“

Migration bleibt Top-Sorge

Trotz aller geopolitischen Entwicklungen bleibt die Migration das dominierende Thema der deutschen Bevölkerung: 41 Prozent sehen sie als größte Sorge – zum sechsten Mal in Folge führt sie das Ipsos-Ranking an. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit nur knapp hinter Chile (44 %) auf Platz zwei. Andere Länder wie Großbritannien (32 %), Frankreich (27 %) oder die USA (25 %) liegen deutlich dahinter.

Soziale Ungleichheit und Inflation auf dem Rückzug

An zweiter Stelle der größten Sorgen in Deutschland steht die Angst vor Armut und sozialer Ungleichheit, die im Vergleich zum Vormonat leicht zugenommen hat (33 % | +3). Dagegen verlieren Kriminalität und Gewalt (31 % | -5) sowie die Inflation (27 % | -4) weiter an Bedeutung. Noch vor kurzem war die Inflation die dominierende Sorge der Deutschen – im internationalen Vergleich bleibt sie es auch weiterhin.

Extremismus und Klimawandel rücken in den Fokus

Die Top 5 der deutschen Sorgen wird durch die gestiegene Angst vor militärischen Konflikten komplettiert. Dicht dahinter folgt die Sorge vor wachsendem Extremismus (23 %), die in keinem anderen Land so hoch ist wie in Deutschland. Auch der Klimawandel (22 % | +3) gewinnt wieder an Bedeutung.

Die Ergebnisse der Ipsos-Studie zeigen: Zwischen verhaltener Hoffnung und wachsender Unsicherheit ist das Meinungsbild der Deutschen derzeit im Wandel – geprägt von innenpolitischen Entwicklungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und einer zunehmend unübersichtlichen Weltlage.

Ipsos ist eines der größten Markt- und Meinungsforschungsunternehmen der Welt mit etwa 20.000 Mitarbeitenden und starker Präsenz in 90 Ländern. 1975 in Paris gegründet, wird Ipsos bis heute von Forschern geführt.